Stillhalten, warten, auf die Tarnung verlassen.
So lautet oft das äußerst Erfolg versprechende Motto in der Natur. Denn vor allem wer selber kein Räuber ist, muss dringend lernen sich zu verstecken oder schnell zu laufen – im Idealfall beides.
Im Laufe der Evolution wurde diese Fähigkeit zunehmend perfektioniert. Deshalb lässt sich so manches Wesen leicht übersehen, wenn man nicht sehr aufmerksam ist. Es ist faszinierend, wie man manchmal unmittelbar neben einem Tier stehen kann, ja womöglich sogar direkt hinsehen kann, ohne es zu entdecken.
Hier sind ein paar meiner Bilder von solchen Meistern der Tarnung.
Natürlich sind das hier vereinfachte Bedingungen im Vergleich zur Beobachtung draußen in den Natur, aber ich finde sie dennoch spannend. 😉
Nur ein Waldweg?
Schon gesehen? Dieser junge Feldhase hielt sich komplett still und war am Wegesrand erst beim Näherkommen zu entdecken. Er verließ sich auf die Tarnung seines braunen Fells und blieb ruhig sitzen. Erst als noch ein weiterer Wanderer näher kam, wurde es ihm zu viel und er lief Haken schlagend in die nahe gelegene Wiese. Dort im hohen Gras war er dann wirklich unauffindbar.
Nur ein Ast?
Diese Raupe des Abendpfauenauges hat meine bessere Hälfte mal eben so aus zwei Metern Entfernung beim Vorübergehen entdeckt – ich habe keine Ahnung, wie er so etwas immer macht.
Es gibt natürlich solche, die auf abschreckende Farben oder auffällige Augenzeichnungen setzen. Aber gerade bei Raupen, die weder schnell laufen noch davonfliegen können, kommt eine gute und detaillierte optische Tarnung häufig vor. So manche Spanner-Raupe sieht aus wie ein kleiner Ast, andere Arten sehen aus wie Rinde oder – wie in diesem Fall – Blätter.
Besonders bei den Nachtfalter setzen viele auch noch im ausgewachsenen Stadium oft auf eine ausgeprägte Tarnung. Das Abendpfauenauge zählt zu diesen, wie man auf folgendem Foto gut sehen kann:
Nur ein Bachlauf?
Auch diese junge Ringelnatter wurde bereits aus der Entfernung entdeckt, diesmal von den Adleraugen unserer Kinder. Sie ist grau wie die Steine, zwischen denen sie sich versteckt. Aber es war wohl die gelbe Musterung ihres Kopfes, die sie verraten hat.
Zu Ringelnattern gleich noch ein Bild. Beinahe wäre uns diese hier entgangen, die mitten im Wald senkrecht an einem Baum emporkroch:
Nur ein Olivenbaum?
Zu übersehen war sie leicht. Sie zu überhören war dafür unmöglich. Es gelang letztlich auch nur mit Hilfe der Ohren, diese Zikade an dem großen, alten Olivenbaum inmitten der Toskana ausfindig zu machen. Dass ein Tierchen dieser Größe so laut sein kann, ist schier unglaublich!
Hier noch eine Großaufnahme der Zikade, um ihre nahezu perfekte Tarnung auch entsprechend zu würdigen:
Zum Schluss noch ein besonders leichtes Bild:
Diese Wespe versucht zwar scheinbar, sich zu verstecken, aber es gelingt ihr nicht wirklich. Mit ihrer Färbung ist sie einfach zu auffällig. Aber wer so stechen kann wie eine Wespe, ist schließlich nicht darauf angewiesen, nicht gesehen zu werden. Ganz im Gegenteil, ihre gelben Streifen schreien mit voller Absicht heraus: Achtung, ich bin giftig und kann mich wehren!
Eine klasse Serie.
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Tolle Beispiele. Zwei musste ich mir jetzt genauer ansehen und vergrößern. Die Raupe hätte ich sonst nicht gefunden, und bei den kletternden Schlangen dachte ich, das sind immer Äskulapnattern, aber das scheint wirklich eine Ringelnatter zu sein. Bei mir schwimmen die immer, und ich wusste nicht, dass die auch klettern.
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Ringelnattern habe ich tatsächlich schon öfter beim Klettern erwischt – beim ersten Mal war ich aber auch recht erstaunt. Damit rechnet man irgendwie nicht, man sieht wie wirklich viel eher im Wasser.
LG Steffy
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Man lernt nie aus, das war mir neu. Ich werde in Zukunft öfter den Blick heben. Vielleicht sehe ich dadurch mehr Ringelnattern.
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